Poker Odds für Anfänger

Poker Odds – Was ist das?

Auf CardsChat gibt e seine Reihe an Artikeln, die fundamentale Pokerkonzepte vermitteln – Expected Value, Pot und Implied Odds, Position usw.

Ich wurde gefragt, ob ich nicht mal einen leicht verstehbaren Artikel über odds schreiben kann. Ich versuche nun nicht den bereits bestehenden Artikel zu verdrengen. Dies ist nur ein Artikel für die Leute, die es eher praktisch mögen. Während der alte Artikel also die Idee vom Erwartungswert (Expected Value) aufgreift, wird dieser Text eher simpler gestrickt sein und sich nur auf die Odds konzentrieren und dem was sie bedeuten und bewirken. Lasst und mit ein paar grundlegenden Dingen beginnen.


“Sieben zu eins”

Wenn gebettet wurde und du hast die Odds 7:1, dann heißt es, dass du 7 bezahlen musst, wenn du gewinnst und 1 zahlen musst, wenn du verlierst. 7 und 1 was? Es könnten Dollar sein, es könnten Euro sein oder auch Kekse. Es könnte alles sein! Der Punkt ist, dass du 7 mal so viel gewinnst, als du verlierst.

7:1

Wenn du also eine 7:1 Chance bei einem Pferderennen bekommst und du zahlst $20, dann wirst du $140 gewinnen, wenn du denn gewinnst oder $20 verlieren, wenn du verlierst. Am Ende bekommst du bei einem Sieg also $160. Wenn du also denkst, dass dein Pferd sehr viel wahrscheinlicher gewinnt, als es dir die Odds sagen, dann solltest du wetten.

Und wenn dir jemand eine 6:1 Chance am River bietet (beim Hold´em) und du denkst, dass du bessere Odds hast, um den Pot zu gewinnen, dann solltest du callen. Natürlich ist es schwer zu wissen, ob deine Hand besser ist als die des Gegners, aber du solltest zumindest eine Ahnung davon haben wie wahrscheinlich es ist, dass du die beste Hand hältst. Aber das ist immernoch ein Bewertungsproblem. Lasst uns zu diesem Problem einige Situationen betrachten.

Turn hältst

Am Turn hältst du in last position

Board

Am Board liegt

Der Spieler vor dir bettet. Er ist tight und du weißt, dass er wahrscheinlich nicht bettet, wenn er nicht mindestens ein Paar Könige hat oder eher ein Paar Asse hält. Die einzige Chance zu gewinnen ist, dass noch ein Herz kommt und du deinen Flush bekommst. Es gibt 9 ungesehene Karten aus den 46 verbleibenden im Deck (vom Turn an gezählt, nicht vom Flop aus), die dir den Flush bringen.

Du hast also eine 9/46 Chance, um den River zu treffen. Man könnte auch sagen, dass noch 9 Karten da sind, die dich gewinnen lassen und 46-9 = 37 Karten da sind, die dich verlieren lassen. Also sind die Odds 37:9 oder ca. 4:1. Wenn 4 mal mehr im Pot ist, als dich der Call kostet, dann solltest du callen, denn dies ist eine profitable Situation!

Ein anderes Beispiel:

Haben Wir

Du hast

und auf dem Board liegt am Turn

Du denkst, dass dein gegner KK hat

und auf dem Board liegt am Turn

Um deine Odds festzustellen müssen wir erst herausbekommen wieviele Karten dich zum Gewinner machen.

Ein Ass gibt dir die ace-high Straight, also sind die 4 Asse im Deck gut für dich. Die 9er geben euch beide eine king-high Straight, also ist das gut für den Splitpot (nochmal 4 Outs). Ein König gibt dir Two-Pair, aber deinem Gegner ein Full-House, also helfen die dir nicht. Eine Dame würde dir wiederum ein Full-House geben. Es gibt noch 2 Damen im Deck, die dich zum Sieger machen, also nochmal 2 Outs mehr.

4+4+2 = 10. 10 Karten führen den Sieg oder zumindest den Splitpot herbei und 44-10 = 34, was heißt, dass wir bei 34 anderen Karten verlieren. Unsere Odds zum Sieg oder Split sind 34:10. In anderen Worten auch 3,4:1. Wenn der Pot $100 beträgt und dein Gegner bettet $40, dann sind deine Pot Odds 3,5:1, was genug ist, um profitabel callen zu können


Pot Odds: Du musst nicht oft gewinnen

Viele Spieler denken falscher Weise, dass es falsch ist in Situationen fortzufahren, in denen man nicht der Favorit ist. Eigentlich ist das ganz gut, jedoch denkt man dabei lediglich an die.

Umstände der Hand, wie sie momentan ist. In dem Beispiel von oben (mit dem Flushdraw), sollte man definitiv nicht folden, wenn dir der Pot bessere Odds als 4:1 gibt. Du bist zwar der Underdog, aber du gewinnst den Pot noch oft genug, damit es richtig ist mit der Hand fortzufahren. Wenn dir der Pot hohe Odds bietet, dann brauchst du nicht so oft zu gewinnen und das ist die Lektion, die ich hier erteilen möchte.

Lasst uns ein Beispiel nehmen, das nichts mit Poker Zu tun hat. Wenn wir beide beim Würfeln wetten würden und du $1 darauf verwettest, dass eine 6 kommt. Wieviel Geld müsste ich dir bezahlen, wenn du aus dieser Wette Profit schlagen willst? Meine Odds zum Gewinn sind 5:1 und es gibt 5 Ergebnisse, bei denen ich gewinne und nur eine Möglichkeit, bei der du gewinnst. Du brauchst also Odds, die besser als 5:1 sind. Wenn du $6 gewinnst und du zahlst mir $1, dann würdest du auf lange Sicht Gewinn machen. Denn wenn wir 600 mal Würfeln, dann gewinnst du im Schnitt 100 mal (100*$6 = $600) und verlierst rund 500 mal (500*$1 = $500) Der Betrag, was du gewinnen kannst verglichen mit dem Betrag, den du investieren musst, sind deine Pot-Odds. Bei dem Beispiel mit dem Flushdraw brauchstest du Pot Odds die besser als 4:1 sind, um fortzufahren, dann musste der Pot mindesten 4 mal so groß sein, wie der Betrag, den du beim Call zahlen musst. Implied Odds: Gib mir all dein Geld!

Wenn du verstanden hast, was Pot Odds sind, dann solltest du den Implied Odds ebenfalls gewachsen sein. Es ist wirklich einfach. Es basiert auf der Idee, dass wir einen Draw haben und wir sehr wahrscheinlich mehr gewinnen, als das was momentan im Pot ist (dazu können wir auch wieder das Beispiel mit dem Flushdraw anschauen). Wenn du deinen Flush am Turn oder River triffst, ist es dann nicht wahrscheinlich, dass du deinen Gegner dazu bewegen kannst dir noch etwas mehr Geld in den Pot zu geben? Wenn er ein Paar Asse hat und du den Flush hast, dann solltest du in der Lage sein noch ein oder zwei Bets aus ihm herauszulocken. Wenn er Two-Pair oder ein Set hat, dann solltest du in der Lage sein eine ganze Menge zu gewinnen!

Das ist die simple Idee hinter den Implied Odds. Manchmal kannst du callen, wobei die Pot Odds nicht gerade prickelnd ausfallen, aber du solltest es trotzdem tun, weil du weißt, dass du in den seltenen Fällen, in denen du deine Hand triffst, eine Menge mehr gewinnen kannst, als das was momentan im Pot ist. Wenn du denkst dein Gegner hat AQ bei dem Beispiel von oben, dann gewinnst du mindestens 3 Bets am Turn von ihm, wenn du deinen Flush am Turn oder River bekommst. Dabei gibt es 3 Möglichkeiten, wie es danach weitergeht.

  1. Du raist und er callt.

  2. Er checkt den River und du bettest, er callt.

  3. Mit den 3 extra Bets, die auf dich warten, wenn du den Flush am Turn bekommst, wirst du den lossen Call am Flop oft richtig gemacht haben.

Implied Odds sind besonders beim No-Limit zu beachten. Anders als beim Limit Poker, kannst du mit einer starken Hand den ganzen Stack des anderen gewinnen. Ein gutes Beispiel dazu ist, wenn du im BB sitzt und einen Deepstack im NL-Hold´em hast und der Button raist 3x den BB. Er zeigt ausversehen seine Karten und du siehst, dass er AA hält. Du siehst deine Hand und hältst 77. Würdest du callen? Ja! Du weißt, dass du fürchterlich weit hinten liegst, aber die wenigen Male, wo du gewinnst, wirst du den gesammten Stack des Gegners gewinnen. Das wird alle male wo du in diesem Fall 3BB verlierst wettmachen.

Es ist aber sehr wichtig, dass du dich nicht zu sehr auf die Implied Odds verlässt, weil du nie wirklich weißt, ob dich dein Gegner ausbezahlen wird, wenn du etwas triffst. Sei also vorsichtig!


Woher weiß ich, welche Odds ich habe?

Deine Pot Odds herauszufinden, sollte einfach sein. Du kennst die größe des Pots und du weißt wieviel dein Gegner bietet. Deine Pot Odds sind die Größe des Potbetrags verglichen mit dem wieviel du zu callen hast.

Wenn der Pot $50 beträgt und dein Gegner $50 bietet (also den Pot bietet) dann wird der Pot auf $100 wachsen. Die Pot Odds sind also ganz simpel 100:50, also 2:1 groß. Wenn dein Gegner also den Pot bietet, sind deine Odds 2:1 (das ist immer so, egal wie groß der Pot ist.)

Was deine Odds sind, um zu gewinnen, ist dagegen eher schwer. Es gibt nur 2 Extreme, wo du dir deinen Odds sicher sein kannst. Wenn du einen Draw auf die Nuts hast und wenn du die Karten deiner Gegner gesehen hast. Bei allen anderen Fällen muss man die Umstände einschätzen bzw. raten. In dem 1. Beispiel mit dem Flushdraw, haben wir einen Draw auf die Nuts gehabt, wir also dadurch die beste Hand am Tisch bekommen.

Dieser Artikel soll nicht helfen die Pot Odds zum Gewinn herauszufinden. Dazu gibt es Bücher, die dir dabei helfen. (Harrington on Hold ’em vol I and II ist dazu ganz gut für das NL Hold´em). Erfahrung wird dich außerdem weiter bringen. In dem unteren Artikel bekommt ihr eine Ahnung von dem, was deine Gegner halten könnten.


Realistisch sein bezüglich meiner Odds

Bevor ich aber die Liste unten zeige, werde ich paar Worte zum unrealistischen einschätzen der Odds sagen. Wenn man einen Draw auf irgendetwas hat, aber nicht die Nuts, dann gibt es immer ein Risiko, dass du nicht die beste Hand haben wirst, aber eine wesentlich bessere Hand als zuvor. Das ist fatal, weil du auchnoch viel Geld verlierst, da du fälschlicher Weise glaubst, die beste Hand zu halten. Wenn das Risiko, dass das passiert klein ist, z.B. wenn du zum zweitbesten Flush ziehst, dann kann man dieses Risiko meist außer Acht lassen. Aber wenn du Overcards hast, dann solltest du vorsichtig sein. Aber wie gesagt, versuche ich nicht euch beizubringen, wie man basierend auf Reads, Anzahl der Leute im Pot, Re-Draws, usw. die Odds zählt. Das wäre ein Thema für einen anderen Artikel, also lasst und bei den Grundlagen bleiben.


Häufige Poker Odds

Die Odds zum Gewinn herauszufinden ist eigentlich nur eine Sache des Zählen der Outs. Wenn ich im ersten Beispiel mit dem Flush sagte, dass du 9 Karten hattest, die dir die beste Hand verleihen würden, dann ist das das Selbe als würde man sagen, dass du 9 Outs hast. Jede Karte, die dir die beste Hand gibt, ist ein Out. Manchmal ist es einfach, deine Outs zu zählen, besonders wenn du einen Draw auf die Nuts hast. Ich habe in den Beispiel unten keine Odds mit eingefügt, wo du 2 Karten brauchst, um deine Hand zu verbessern. Ich weiß, dass viele Leute mehr über diese Odds wissen wollen, aber ich weiß nicht wirklich warum. Sie helfen einem nicht wirklich, es sei denn jemand ist bereits am Flop all-in. Die folgenden Beispiele gehen davon aus, dass man am Turn ist und den River sehen will.

Open-Ended Straight Draw: 

4.8 : 1

Haben Wir

Haben Wir

Board

Auf Dem Board

Z.B. haben wir 87 bei A-9-6-2 auf dem Board. Du hast 8 Outs; also die 4 Fünfen und die 4 Zehner, die dir die Nuts geben. Diese Odds gehen auch davon aus, dass kein mögicher Flush entstehen kann. Wenn du 76 bei A-9-8-K am Board hast, dann sind die Zehner keine Outs für dich, da sie jemandem eine Größere Straße geben könnten (z.B. wenn er QJ hat.).

Vier Karten zum Flush: 

4.1 : 1

Haben Wir

Haben Wir

Board

Auf Dem Board

Wie im ersten Beispiel, ziehen wir auf den NutFlush. Dies ist besonders wichtig, wenn du nur eine Karte hast, die dir den Flush verleiht, deine Handkarten also offsuited sind. Wenn deine Holecards suited sind und es gibt 2 Karten der Farbe, die du brauchst auf dem Board, dann hast du meist sowieso die beste Hand, auch wenn du nicht zum Nutflush ziehst. Wenn du zu einem Four-Flush ziehst, dann solltest du extrem vorsichtig sein, wenn du nicht das Ass hältst. Die Leute spielen gerne ihre Flushdraws und Asse. Diese beiden Gesichtspunkte drücken deine Odds zum Gewinn um einiges, wenn du nicht zum Nutflush ziehst.

Inside Straight (Belly Buster): 

10.5 : 1

Haben Wir

Haben Wir

Board

Auf Dem Board

Wieder nehmen wir an, dass du einen Draw zu den Nuts hast. Z.B. mit 87 bei A-9-5-K auf dem Board. Jede der 4 Sechsen gibts dir die Nuts. Wenn du nicht beide deiner Holecards zur Straße nutzt, kriegst du auch nicht die Nuts. Wenn das Board also A-9-6-5 ist und du 72 hast, dann wird dir jede 8 helfen, aber es ist nicht die Nutstraight. Jemand mit T7 hat dann die Nuts.

One Pair, Draw zum Two Pair Oder Trips: 

8.2 : 1

Haben Wir

Haben Wir

Board

Auf Dem Board

Wenn du JT bei einem Board mit A-J-8-3 hast und du denkst, dass du gegen jemanden mit Ax spielst, dann hast du noch 5 Outs. 3 Zehner (für das Two-Pair) und 2 Buben (für die Trips). Deine Odds resultieren daraus, dass dein Gegner nicht AJ oder AT hält. Das anzunehmen ist aber gefährlich und du brauchst sicherlich 8:1 Odds, damit der call profitabel wird, damit du die male, wo du nur halb so viele Outs hast, wie erwartet wettmachen kannst.

Overcards bei einem Ragged Flop: 

6.7 : 1

Haben Wir

Haben Wir

Board

Auf Dem Board

Jetzt befinden wir uns in einer gefährlichen Annahme. Wenn du KQ hast und auf dem Board 8-5-2 liegt und du denkst, dass dein Gegner 8x hält (aber ohne Q oder K als Kicker), dann hast du 6 Outs (jede Q oder K gibt dir ein besseres Paar). Die Odds von 6,7:1 treffen nur zu, wenn unsere Annahme korrekt ist. Oft genug kommt es vor, dass wir falsch liegen, sodass wir unsere Outs discounten müssen.

Draws zum Set: 

22 : 1

Haben Wir

Board

Auf Dem Board

Wir halten z.B. 77 bei einem Flop mit A-K-9-2 und alles was dir hilft, ist die dritte 7. Das ist wirklich ein unwahrscheinlicher Draw und der einzige Grund warum ich dieses Beispiel aufzeige ist, um zu zeigen wie unwahrscheinlich er ist. Ich habe noch nie einen so großen Pot gesehen, dass solch eine Hand profitabel zu spielen ist. Meistens musst du hier selbst bei extremen Pots folden.


Draw zu X Outs:

(46-X) / X : 1

Dies ist die generelle Formel. Wenn du andere Draws hast, als die obrigen, dann kannst du deine Odds mit dieser Formel herausfinden. Finde die Anzahl an Outs heraus und subtrahiere diese aus 46. Teile die Ergebnisse durch die Anzahl an Outs und voila – Du hast deine Odds. Wenn ich z.B. zu einem Set und einem Flush drawe, dann habe ich Grund zur Annahme, dass mein Gegner Two-Pair hat und ich habe AA mit vier Karten zum Flush. Meine Outs sind jedes Ass (für das Set) plus 9 Flushkarten. 11 Outs haben wir dann insgesammt.

46 – 11 = 35.

35 / 11 = 3.2

Meine Odds zum Gewinn sind 3.2 : 1


Weitere Literatur

Für mehr über Poker Odds und Implied Odds im generellen lies Theory of Poker von David Sklansky. Für eine gute Diskussion über Odds und Outs im No Limit Hold´em empfehle ich Harrington on Hold ’em, volume I and II, von Dan Harrington und Bill Robertie. Mehr über das zählen von Outs und diese zu discounten findet ihr in dem Buch Small Stakes Hold ’em von Ed Miller, David Sklansky und Mason Malmuth.

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